Philosophie in Stuttgart
Max Bense, der erste Philosophieprofessor an der Universität Stuttgart, war in dieser Hinsicht richtungsweisend. Er brachte wissenschaftstheoretische, logische, ästhetische und semiotische Ansätze miteinander ins Gespräch. Neue technische Entwicklungen, insbesondere im Bereich der Informatik, fungierten als eine Inspirationsquelle. So entstanden im Umkreis der Stuttgarter Schule auch Pionierarbeiten im Bereich der Computerkunst.
Ein solcher integrativer Ansatz, der die strikte Trennung von Wissenschaft, Kunst und Technik, Geistes- und Naturwissenschaft überwindet, ist auch heute noch charakteristisch für die Ausrichtung des Stuttgarter Instituts für Philosophie. Es geht darum, Konzeptionen zu entwickeln, die Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Wissensbereichen und praktischen Kontexten sichtbar machen, aber auch den tatsächlich bestehenden Unterschieden Rechnung tragen. Die großen Fragen der philosophischen Tradition bilden dabei den Horizont, vor dem die philosophische Reflexion am Stuttgarter Institut für Philosophie erfolgt.
Die Stärken des Stuttgarter Instituts für Philosophie liegen in der Verbindung von Grundlagenforschung und Anwendungsbezug in den Bereichen Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie, Technikphilosophie, Ästhetik, Philosophie des Geistes, der Sprache und der Kultur, Ethik sowie Politische Philosophie.
Die Stuttgarter Herangehensweise an philosophische Probleme zeichnet sich aus durch:
Es werden sowohl neue Perspektiven auf die grundlegenden Fragen der philosophischen Tradition aufgezeigt als auch neue technische, wissenschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen philosophisch reflektiert. Die aktuellen philosophischen Forschungsprobleme und Diskussionen werden weitergeführt und innovative philosophische Theorien und Erklärungsmodelle erarbeitet.
Viele Fragen und Probleme lassen sich nicht allein aus der Perspektive der Geisteswissenschaften, der Sozialwissenschaften oder der Natur- und Technikwissenschaften in den Blick bekommen. Manchmal führen eingefahrene alltägliche und wissenschaftliche Herangehensweisen sogar in eine Sackgasse. Dann kann der Rekurs auf die Kunst helfen, verfestigte Denkmuster aufzubrechen und neue Wege aufzuzeigen. Die Stuttgarter Philosophie macht es sich deshalb zur Aufgabe, unterschiedliche Wissensbereiche und Formen der Praxis an der Schnittstelle von Wissenschaft, Kunst und Technik zusammenzubringen und so neue integrative Denkweisen und Lösungsansätze aufzeigen.
In der Forschung und Lehre besteht eine enge interdisziplinäre Kooperation mit den Geistes-, und Sozialwissenschaften sowie mit den Natur- und Technikwissenschaften. Besonders hervorzuheben ist die intensive Beteiligung des Instituts für Philosophie am Exzellenzcluster SimTech und an der im Rahmen der Exzellenzinitiative geförderten Graduiertenschule GSaME. Kooperationen bestehen auch mit Firmen und anderen Hochschulen der Region wie der Stuttgarter Hochschule der Medien und den Universitäten Tübingen und Ulm.
Das philosophische Institut unterhält zahlreiche Kooperationen mit internationalen universitären und außer-universitären Einrichtungen. Es gibt einen deutsch-französischen Studiengang "praxisorientierte Kulturphilosophie“ in Zusammenarbeit mit Paris VIII. Für Studierende besteht zudem die Möglichkeit, an englisch-sprachigen Lehrveranstaltungen teilzunehmen. Außerdem bieten zahlreiche Gastvorträge und Tagungen die Gelegenheit, mit international renommierten Philosophinnen und Philosophen ins Gespräch zu kommen. Ausländische WissenschaftlerInnen können beispielsweise mit einem Stipendium des DAAD oder der Alexander von Humboldt Stiftung einen Forschungsaufenthalt am Institut verbringen. Studierende können an einem Austausch im Rahmen des Erasmus-Programms oder DAAD teilnehmen.
Die Stuttgarter Philosophie nimmt die Aufgabe ernst, auch ein Forum für die Diskussion drängender gesellschaftlicher Probleme zu bieten. Dies geschieht beispielsweise im Rahmen der regelmäßig organisierten Ringvorlesungen oder dem UNESCO-Welttag der Philosophie. Das Institut für Philosophie arbeitet dabei eng zusammen mit dem Internationalen Zentrum für Kultur und Technikforschung(IZKT), mit den Stuttgarter Schulen, der Volkshochschule und anderen Institutionen in Stadt und Region. Wer tiefer in die Materie eindringen möchte, kann sich als GasthörerIn einschreiben und an den regulären Lehrveranstaltungen teilnehmen.